Die Kunst, im richtigen Moment aufzugeben!

Kennen Sie die alte Indianer-Weisheit: „Wenn du ein totes Pferd reitest, steig ab“? Da werden Projekt künstlich am Leben gehalten, Ideen um jeden Preis und gegen jeden Widerstand verfolgt oder man verpasst den Absprung aus einer eigentlich völlig verqueren Situation, weil das Wagnis des Neuen möglicherweise noch unangenehmer ist, als das Reiten toter Pferde. Immerhin kennt man das Pferd, es hat vielleicht sogar lange gute Dienste geleistet oder man hatte sich an die Macken gewöhnt. Und Reiten ist schließlich Kernkompetenz. Also ist ja eigentlich alles im grünen Bereich. Nur: Man bewegt sich nicht weiter und verschwendet Energie!

Ein Kollege schickte mir just zu diesem Thema noch eine weitere schöne Weisheit:
„Manche Frösche bleiben halt immer nur Frösche!“

Da kann man noch so viel küssen, beatmen oder gut zureden. Hinter dem Kuss steckt aber noch ein anderes Element: das Prinzip „Hoffnung“. Das Pferd mag schon tot sein, doch der Frosch birgt  immer noch die Chance auf ein Märchenwunder. Lassen Sie es sich gesagt sein: Die Wahrscheinlichkeit spricht dagegen! Übrigens: Sie verbessern Ihre Chancen auf den Prinzen auch nicht durch die Erhöhung der Kussfrequenz. Albert Einstein hatte zu diesem Thema auch etwas Passendes gesagt: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“.

Das soll nun nicht heißen, dass Sie immer gleich aufgeben sollen, wenn etwas nicht gut klappt. Manches braucht den richtigen Zeitpunkt, manches braucht Wiederholung und Übung und manchmal gibt es vielleicht sogar wirklich ein kleines Wunder, wenn man nur lange genug dran bleibt. Doch haben Sie ein waches Auge darauf, ob sich der Einsatz wirklich lohnt, die Perspektiven günstig sind und Kosten und Nutzen des Energieeinsatzes in guter Relation stehen.

Immer dran denken: Es gibt unendlich viele Pferde und Frösche zum Reiten und Küssen!

2 Kommentare

  1. Thomas S. · August 31, 2016

    Hallo Andrea,
    Da Du immer wieder nachdenkenswerte/zum Nachdenken anregende Artikel schreibst, poste ich gern mal was. Den Indianerspruch kenne ich etwas anders (vielleicht ein Übersetzungsthema). „Wenn Du erkennst, dass Du ein totes Pferd reitetest – steig ab“. Dieses Erkennen ist für mich wichtig. Das ist die eine Hälfte der Miete. Die Andere ist, dieses Erkennen dann auch in Handlung umzusetzen, was Du ja auch schön beschreibst. Aber ich arbeite noch am Erkennen. Sollten sich da mal ein paar Gleichgesinnte (Gleichinteressierte) finden, würde ich ein Treffen dazu spannend finden. Diskussionswürdige Aspekte wären für mich u.a.
    – Was brauche ich, um solche Risiken/Zustände/Chancen zu erkennen
    – Wie gut bin ich da – was muß ich noch lernen
    – welche Ängste/Befürchtungen muß ich mir evtl. bewußt machen
    – sind diese Zustände eigentlich objektiv (also: Ist das Pferd denn für alle gleich tot?)
    Ich bin ziemlich sicher, dass ein Diskussions-/Erkenntnisprozess über diesen Themenkomplex für nahezu alle privat und beruflich konkreten Nutzen erbringen kann. Denn:
    Wie oft bedauert man, irgendwo nicht rechtzeitig abgestiegen oder aufgesprungen zu sein und wie gern möchte man derartiges Nicht-Handeln oder Zu-Spät-Erkennen für die Zukunft vermeiden. Oder?

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    • andrearevers · September 1, 2016

      Wann ist das Pferd also tot? Ich denke, hier spielen verschiedene Aspekte eine Rolle:
      Wie ist die Erwartung an die Zukunft? Wenn ich spüre, dass meine Erwartungen hier gegen Null tendieren, lohnt sich ein weiteres Engagement meist nicht (z.B. in einem Job, in einer Beziehung, in einer Nachbarschaft…).
      Wie läuft der Veränderungsprozess? Wenn trotz großem Einsatz und Engagement sich das „Pferd“ einfach nicht bewegen will, die Fortschritte gering und der Spaß gegen Null geht (Betonung liegt auf dem „und“ – manchmal liegt der Lohn auch im Tun!), macht Absteigen Sinn.
      Und wenn es mir partout nicht gelingt, andere mit ins Boot (oder bleiben wir im Bild: „aufs Pferd“) zu holen und ich allein nicht reiten kann, lohnt es sich auch, abzusteigen. Vielleicht kann man ja das Pferd ja später mal wiederbeleben.

      Ich glaube, dass die Bewertung in der Tat subjektiv ist. Für mich ist entscheidend: Sehe ich Sinn in der Tätigkeit? Kann ich mich bei etwas engagieren, das meinen Stärken und Motiven entspricht? Trägt es dazu bei, Beziehungen positiv zu gestalten und zu erleben? Macht die Tätigkeit Freude? Kann ich Erfolgserlebnisse verzeichnen? Zumindest eine dieser Fragen sollte mit „ja“ beantwortet werden.

      Manchmal sehen es eher die Außenstehenden, wenn man sich verrannt hat, denn in einer solchen Situation ist man nicht selten mit Tunnelblick unterwegs (Stichwort: alternativlos). Die Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung kann da hilfreich sein: Was bedeutet es, aufzugeben? Misserfolg? Scheitern? Gesichtsverlust? Versagen? Die Reflexion eigener Glaubenssätze und Antreiber wäre hier sicher auch ein spannendes Diskussionsthema.
      Wer Interesse an einem Treffen hat, möge sich bei mir melden. Ich koordiniere das gerne!

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